Ortsteil Daudenzell
Daudenzell – eine von Besitzwechseln und Kriegen gezeichnete Gemeinde
Ähnlich wie auch Breitenbronn wurde Daudenzell erstmals im Jahre 967 urkundlich erwähnt. Allerdings ist davon auszugehen, dass es bereits viele Jahrhunderte vorher Siedlungen im Bereich Daudenzell gab.
So wurden in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts mehrere steinerne Werkzeuge, wie beispielsweise ein Pflugkeil und ein Steinbeil, auf den Äckern und Anwesen rund um Daudenzell vorgefunden. Eines dieser Werkzeuge, ein keramischer Arbeitshammer, befindet sich seit 1926 im Landesmuseum in Karlsruhe und wurde dort auf die Zeit um 2000 v. Chr. datiert.
Ehe die Germanen im ersten vorchristlichen Jahrhundert in die Region eindrangen, lebten im oberen Neckartal Kelten. Die Germanen vertrieben die Kelten und ließen sich nieder. Vom Jahre 70-90 n. Chr. besetzten die Römer das Obere Neckartal und bald darauf die Gegend um Daudenzell. Sie bauten eine befestigte Grenzlinie, den Limes, der im Jahre 145 weiter nach Osten in die Linie Jagsthausen – Osterburken – Walldürn – Miltenberg verlegt wurde. An diese Linie anknüpfend entstanden Kolonnenwege die den schnellen Transport von Soldaten sicherstellen sollten. Einer dieser Wege, der sich vom Kastell Osterburken über Neckarburken – Obrigheim – Lobenfeld – Heidelberg bis nach Worms und Mainz zog, verlief durch den auf Daudenzeller Gemarkung gelegenen „Hönigwald“.
Als die Alemannen im Jahre 255 n. Chr. den Limes überschritten und die römische Vorherrschaft im oberen Neckartal beendeten, ließen sie sich nieder und gründeten Ihre Siedlungen.
Im Jahre 496 n. Chr. besiegten die von Norden und Westen hereinströmenden Franken unter Chlodwig die Alemannen und nahmen das Land in ihren Besitz. Daudenzell wurde in das fränkische Reich eingegliedert und seine Bevölkerung verschmolz im Laufe der Jahrhunderte mit den Franken.
Über die Gründung des Ortes Daudenzell ist urkundlich nichts bekannt. Wir können aber mit hoher Sicherheit sagen, dass es sich bei Daudenzell um eine fränkische Ansiedlung handelt, die bereits im Jahre 736 existierte. In diesem Jahr wurde die Benediktiner-Abtei Mosbach „mit umliegenden Orten“ in einer St. Gallener Urkunde erwähnt. Die Namen der umliegenden Orte werden zwar nicht erwähnt, es ist aber davon auszugehen, dass Daudenzell einer dieser Orte war und zur Abtei Mosbach gehörte, da es später als Zugehör namentlich erwähnt wird.
Dies geschieht in der Schenkungsurkunde des Kaisers Otto V., der im Jahre 967 die Abtei Mosbach mit den dazugehörigen Orten an das Bistum Worms verschenkte. Hierzu gehörten unter anderem auch die Orte Cella (Daudenzell) und Breitenbrunna (Breitenbronn).
Wie es im Laufe der Zeit zum Namen Daudenzell gekommen ist, ist nicht überliefert. Der Volksmund erzählt sich allerdings, dass an der Stelle der heutigen Kirche in Daudenzell ein irischer Missionar seine Zelle aufgeschlagen hatte. Der Name des Mönches soll Dudo gewesen sein, sodass der Ort die „Zelle des Dudo“ genannt wurde. Hieraus könnte sich der Name Dudenzell und später dann Daudenzell entwickelt haben. Ein weiterer Hinweis dafür, dass diese Geschichte einen hohen Wahrheitsgehalt hat stellt die Tatsache dar, dass die früheren Mönche oft in Zellen als Einsiedler wohnten, als sie unsere Gegend missionierten. Insofern lässt sich auch der frühere Name Cella daraus ableiten. Noch heute wird Daudenzell im Volksmund „Zell“ genannt.
Fest steht, dass Daudenzell einer der ältesten Pfarrorte unserer Gegend ist. Bereits im Jahre 976 besaß Daudenzell eine Kirche, was darauf hinweist, dass die Christianisierung von Daudenzell bereits viele Jahre vorher stattgefunden haben muss.
Bis zur Reformation war Daudenzell kirchlich sowie politisch dem Bischof zu Worms unterstellt. Die niedere Gerichtsbarkeit, das sogenannte Vogteirecht, wurde an den Dorfadel weitergegeben und der kirchliche Gerichtsbann einem Kloster zu Wimpfen am Berg zugewiesen.
An Hand eines Kaufvertrags aus dem Jahre 1393 ist heute bekannt, dass Daudenzell bereits Ende des 14. Jahrhunderts, mit den Herren Triegel von „Dudenzell“, ein eigenes Adelsgeschlecht hatte. Leider ist heute aber nichts mehr über dessen Grundbesitz in Daudenzell oder den Verbleib des Geschlechts herauszufinden. Vielleicht bestehen Beziehungen über eine weibliche Linie mit den später vorhandenen Adelsgeschlechtern in Daudenzell.
Eines dieser weiteren Adelsgeschlechte ist das Geschlecht der „Ramung“ die nachweislich einen großen Grundbesitz auf der Gemarkung Daudenzell besaßen und dessen Linie sich weiterverfolgen lässt. So liegt beispielsweise eine Entscheidung des kurpfälzischen Hofgerichts aus dem September 1499 vor, in dem Mathis von Ramung untersagt wurde, die „armen Leute“ von Daudenzell für Arbeiten auf Besitzungen außerhalb von Daudenzell heranzuziehen. Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Ramung gingen deren Besitztümer an das Geschlecht des Albrecht Göler v. Ravensburg über, der seit dem Jahre 1474 mit Katharina von Ramung verheiratet war.
Als auch diese männliche Linie im Jahre 1670 erlosch, ging der frühere Besitz der Ramung an das Geschlecht des Wolff Friedrich von Gemmingen, der mit der Gölerschen Erbtochter Eva Maria verheiratet war, über. Durch Erbansprüche des Schwagers der Gebrüder Wolff und David Göller von Ravensburg – beide waren nacheinander mit Maria Jakobäa von Hallweyl verheiratet – ging zunächst die Hälfte des Ramungschen-Gölerschen Erbes an das Württembergische Adelsgeschlecht der Hallweyl über. Erst 1673, durch die Heirat der Maria Elisabeth von Neipperg, die Erbin der Hallweylschen Besitztümer, mit Reinhard von Gemmingen, kam das abgespaltene Gölersche Gut endgültig an das Geschlecht derer von Gemmingen.
Das Wappen von Daudenzell zeigt heute noch mit den Kurpfälzischen blau-weißen Rauten und den Gemmingenschen goldenen Streifen auf blauem Grund die Zugehörigkeit Daudenzells zu dieser Zeit.
Die folgenden Jahrhunderte prägten Kriege unsere Region. So hinterließ sowohl der 30-jährige Krieg (1618-1648), die „pfälzischen Raubkriege“ (1688-1697), der österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748) als auch die Koalitionskriege (1792-1815) viel Leid und Verwüstung in unserer Region. Daudenzell wurde immer wieder zu „Kontributionen“ (Zwangsabgaben an die Besatzer) herangezogen. Bis 1815 gab es kaum ein Jahr ohne kurzfristige Besatzung und Zwangsabgaben.
Im Jahre 1803 fiel im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses die Rechtsrheinischen Gebiete der Pfalz, und damit auch Daudenzell an das Großherzogtum Baden.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Heidelberg-Meckesheim-Eschelbronn-Waibstadt-Helmstadt-Aglasterhausen-Obrigheim-Mosbach im Jahr 1862 änderte sich das wirtschaftliche Leben vieler Gemeinden in unserer Region. Daudenzell entwickelte sich in dieser Zeit von einer rein bäuerlich geprägten Gemeinde hin zu einer Arbeiterwohngemeinde. Im Jahre 1954 erhielt die Gemeinde Daudenzell einen eigenen Bahnhof, der es bis zur Einstellung der Bahnlinie im September 1971 einem jeden Bürger und jeder Bürgerin ermöglichte, am Leben in den größeren Städten unserer Region teilhaben zu können.
Am 01. Januar 1975 wurde Daudenzell im Zuge der Gemeindereform nach Aglasterhausen eingemeindet.
Quelle:
1000 Jahre Daudenzell, Festschrift zum 1000-jährigen Bestehen am 01.-04. September 1978, Herausgeber: Bürgermeisteramt Aglasterhausen