Ortsteil Breitenbronn
Breitenbronn – eine Gemeinde in bewegten Zeiten
Breitenbronn, in einem kleinen Seitental des Schwarzbaches, etwa 210 m über dem Meer gelegen, wurde im Jahre 967 in einer Urkunde des Kaisers Otto II. erstmals erwähnt. Der Name Breitenbronn deutet dabei wohl auf eine weite, ausgedehnte Quelle oder einen Brunnen hin, der damals zur Ansiedlung der Gemeinde an diesem Ort führte. Die Endung -bronn (bzw. früher -brunn) deutet lt. einiger Wissenschaftler dabei auf eine alemannische Siedlung hin. Folglich ist davon auszugehen, dass die Wurzeln der Gemeinde Breitenbronn im 4. oder 5. Jahrhundert liegen.
Allerdings ist davon auszugehen, dass es bereits vor der Gründung des Dorfes auf dem Gebiet von Breitenbronn eine Siedlung gab. So wurde im Jahre 1911 südöstlich des Dorfes - im „Häldenwald“ - ein alter Grabhügel aus der Eisenzeit, der sogenannten Hallsattperiode um 800-500 v. Chr., entdeckt. Zwei weitere Grabhügel aus derselben Zeit fand man darauf im benachbarten „Neckarhäldenwald“ auf Gemarkung Guttenbach. Welchem Volksstamm die Bewohner aus jener Zeit angehörten, lässt sich nicht mehr feststellen. Aufgrund der gefundenen Grabbeigaben ist aber davon auszugehen, dass es sich um sesshafte Bauern handelte, die das Feld bestellten und Pferde, Rinder, Schweine, Schafe und Hühner züchteten.
Gegen Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. überschritten die Römer den Rhein und besetzten den größten Teil der heutigen Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. Sie erbauten ein gut durchdachtes Straßennetz, um die Verbindungen zwischen den Besatzungen am Limes und den Garnisonen in den wichtigen Römerstädten Straßburg, Speyer, Ladenburg, Worms und Mainz sicherzustellen.
In unmittelbarer Nähe von Breitenbronn, im „Hönigwald“ auf Gemarkung Daudenzell, verlief eine dieser Straßen. Unter dem Schutz der Grenzbesatzung entfaltete sich in einer fast zweihundertjährigen Friedenszeit in unserer Region eine blühende Kultur. An den Kastellen und längs der Römerstraßen entstanden römische Niederlassungen, größere Höfe und Landgüter, auf denen eine vorbildliche Landwirtschaft, Viehzucht und Obstbau betrieben wurde. Zahlreiche Funde aus dieser Zeit lassen darauf schließen, dass auch im „Kleinen Odenwald“ das Leben zu dieser Zeit florierte.
Zu Beginn des 3. Jahrhunderts häuften sich die Angriffe der südwärts drängenden Germanenstämme, bis dann im Jahre 255 n. Chr. die Alemannen den Limes durchbrachen, das Gebiet in Besitz nahmen und sich häuslich niederließen. Kurze Zeit später eroberten die von Norden und Westen her über den Rhein strömenden Franken das Gebiet und besiegten im Jahr 496 die Alemannen.
Das Land zwischen Rhein, Main und Neckar wurde dem großen fränkischen Reich einverleibt, die zurückbleibende einheimische Bevölkerung verschmolz sich mit den Franken zu einem neuen Volk.
Unter den Franken erfolgte nun im 6. und 7. Jahrhundert eine dichtere Besiedelung des Landes. Immer mehr schoben sich die Siedlungen von den Haupttälern in die Nebentäler und in das Gebirge. Spätestens in dieser Zeit muss auch Breitenbronn entstanden sein.
Im Jahr 976 schenkte Kaiser Otto II. dem Bischof von Worms die Abtei Mosbach mit 23 Ortschaften als Zubehör, darunter auch Breitenbronn. Bis zur Einführung der Reformation blieb Breitenbronn kirchlich unter der Herrschaft des Wormser Bischofs.
Um 1360 gehörte Breitenbronn zum Reichartshäuser Zent, das in diesem Jahr als Reichslehen an den Ritter von Hirschhorn verpfändet wurde. Im Jahr 1371 wurde das Vogteigericht, also die niedere Gerichtsbarkeit, an die Ritter Landschad von Steinach übertragen. Sie waren von da an Ortsherren von Breitenbronn. Einer der Bedeutendsten unter ihnen, Hans III., führte 1522 die Reformation in Breitenbronn ein.
Über die Zeit des dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 liegen keine Aufzeichnungen vor, allerdings lässt das Aussterben vieler Ortsfamilien deutlich darauf schließen, dass Breitenbronn stark unter den damaligen Verhältnissen leiden musste.
Nach Aussterben der männlichen Linie der Landschaden fiel Breitenbronn im Jahr 1653 als kurpfälzisches Mannlehen an die Pfalz zurück.
Im Jahr 1803 fiel der rechtsrheinische Teil der Pfalz und damit auch Breitenbronn an das Großherzogtum Baden.
In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts gründete der Breitenbronner Dr. Phil. Adam Hillengaß im Haus seiner Eltern eine Privatlehr- und Erziehungsanstalt, die Breitenbronn weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt machte. 1866 erhielt die Schule die staatliche Genehmigung und zählte oft mehr als 30 Schüler, die im Laufe der Jahre das Ortsbild von Breitenbronn prägten. Mit dem Tode des erst einundvierzigjährigen Dr. Hillengaß im Jahr 1869 musste die Anstalt aufgelöst werden. Noch heute erinnert eine weiße Marmorsäule auf dem Breitenbronner Friedhof, sowie die nach ihm benannte Hauptstraße durch Breitenbronn an den berühmten Sohn des Dorfes.
Breitenbronn bewahrte sich bis zum zweiten Weltkrieg seinen rein bäuerlichen Charakter und wurde im Zuge der Gemeindereform am 01. März 1972 in die Gemeinde Aglasterhausen eingegliedert.
Quelle:
1000 Jahre Breitenbronn, Festschrift zum 1000-jährigen Bestehen am 21.-23. August 1976, Herausgeber: Gemeinde Aglasterhausen