evangelische Kirche Michelbach
Inmitten von Michelbach, an der Bürgermeister-Wagner Straße gelegen, findet man die Michelbacher Dorfkirche. Leider finden sich zu ihrer Erbauung keinerlei Unterlagen, sodass das Baujahr heute nicht mehr nachvollzogen werden kann. Dennoch weist die Michelbacher Kirche ein paar sehr interessante Eigenschaften auf.
Noch heute vorhandene Schießscharten weisen darauf hin, dass der im romanischen Baustil erbaute Turm aus Eckquadern während dem Dreißigjährigen Krieg als Wehrturm diente. Der einzige Zugang erfolgte durch das Kirchenschiff, dessen Gewölbeschlußstein heute als Taufstein genutzt wird. Im Inneren des Turms, an der Süd- sowie an der Nordseite, befinden sich zwei Reliefs, die je einen Totenschädel darstellen. Aus dem Mund des einen Totenkopfes schlängelt sich eine Schlange. Heute geht man davon aus, dass diese Darstellung keltischen Ursprungs entstammt, da die Schlange bei den Kelten als Symbol des Lebens bzw. des ewigen Lebens genutzt wurde.
Im Jahr 1965 übernahm der bekannte Maler und Restaurateur Feuerstein die Sanierung der Kunstwerke in der Dorfkirche in Michelbach. Bei seinen Arbeiten entdeckte er, unter mehreren Tünchschichten versteckt, vorreformatorische Kunstwerke. Er legte diese vorsichtig frei und ergänzte, ohne etwas hinzuzudichten, den verlorengegangenen Hintergrund.
Die wiederentdeckten Kunstwerke zeigen in den acht Gewölbefenstern unter anderem die Evangelisten, Ausschnitte aus dem Leben Jesu und die zwölf Apostel. Die Verkündigungsszene des Meister Bertram findet sich am Chorfenster und zeigt den Engel, der an Maria herantritt. Auf dem Schlussstein des Rippengewölbes erkennt man das Lamm Gottes, das mit der Siegesfahne dargestellt ist.
Über den Stifter dieser Fresken, die für eine Dorfkirche recht ungewöhnlich sind, gibt es nur Vermutungen. Möglicherweise handelte es sich dabei um einen der Kraichgauer Ritter, der Gefallen an der kleinen Kirche gefunden haben könnte. Die aktuellen Vermutungen laufen auf das Adelsgeschlecht Göler zu Ravensburg hinaus, die im 15. Jahrhundert in unserer Gegend lebten.
Der Holzglockenstuhl beheimatet drei Glocken. Die größte, „Golgatha“, erinnert an die Kreuzigung Jesu; die mittlere, „Heimat“, soll an das Gefühl des zu Hause seins erinnern und die kleinste, „Bethlehem“, erinnert an die Geburt Jesu.
Das Kirchenschiff wurde im Jahr 1789 neu errichtet, da das alte wohl zu klein geworden war. Den gesamten Kirchenkomplex, samt Pfarrhaus und Friedhof umgab eine übermannshohe Mauer, deren z.T. restaurierte Überreste heute noch zu sehen sind. Diese Mauer verlieh dem gesamten Komplex das Aussehen einer Burg, was auch der Nutzung des Turms als Wehrturm zuträglich war.
Noch heute finden regelmäßig Messen in der kleinen Kirche statt.
Quelle:
Aglasterhausen – Geschichte einer Landgemeinde; Otto Kiesel, ISBN 3-89570-641-8